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Alle Mitwisser haben dicht gehalten. Und so ahnt Gettorfs einstiger Wehrchef Wilfried Koch nicht, mit welchem Fahrzeug sein Sohn Marco ihn am Freitagabend zur Jahresversammlung der Feuerwehr abholt. „Ich habe nur am Geräusch gehört, dass das ein alter Trecker ist“, sagt der 78-Jährige trocken zu der Überraschung, die draußen im Wendehammer wartet.


Nun ja: Ein alter Trecker ist es nicht, sondern „Pluto“. Das Löschfahrzeug mit Spitznamen war von 1973 bis 1998 bei der Freiwilligen Feuerwehr in Gettorf im Einsatz. Es war das erste Fahrzeug, das Wilfried Koch, damals seit einem Jahr Wehrführer, eigens aus der Fabrik in Ulm abholte. Und weil der Gettorfer den Spitznamen „Pluto“ trägt, wurde auch das Feuerwehrfahrzeug so genannt. Nun steht „Pluto“ vor „Pluto“, umringt von Familie, Freunden und Nachbarn, und sagt: „Da bin ich platt.“ Denn seit 1998 war das Fahrzeug bei der Gettorfer Partnerwehr in Marlow in Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz – bis November 2017. „Ich habe den Wagen gekauft, damit er in der Familie bleibt“, erklärt Marco Koch (42) und strahlt dabei.

„Mein Auto von früher“, sagt Vater Koch immer noch staunend und sichtlich gerührt. Bei ihm kommen Erinnerungen hoch: „Das war damals die erste Anschaffung“ für ihn als Wehrführer. Und später hat er den Wagen auch mal in Marlow besucht. Marco Koch hat einige besondere Aufkleber organisiert, für das dritte Leben des Löschfahrzeuges: So kleben an der Fahrertür – mit Einverständnis der echten Wehr – der Schriftzug „Freiw. Feuerwehr Gettorf“ und ein Wappen mit einem Porträtfoto seines Vaters. Auch das Kennzeichen ist ein Besonderes: „PK 112“ lautet es – die Initialien für Pluto Koch sowie die Notrufnummer der Feuerwehr.

„Da kriegt man ja weiche Knie“, sagt Wilfried Koch. Und Sohn Marco freut sich, dass die Überraschung geglückt ist. Doch jetzt geht‘s los, zur Jahresversammlung der Gettorfer Feuerwehr im Hotel „Stadt Hamburg“. Vater und Sohn steigen vorne ein, hinten auf den Bänken hat schon eine gut gelaunte Gesellschaft Platz genommen – darunter auch Günter Sellmer, der ebenso wie Wilfried Koch heute Abend für 60-jährige Mitgliedschaft in der Wehr geehrt wird. Gurte gibt es hier nicht, dafür wabert eine ordentliche Prise Dieselgeruch durch das betagte, laut tuckernde Fahrzeug.

Marco Koch steuert und erzählt dabei von der abenteuerlichen Rückfahrt aus Marlow, nach dem Kauf des Fahrzeuges: „Nach fünf Kilometern platzt der Reifen!“ Handy-Empfang gab es am Pannenort nicht, aber Feuerwehrleute wissen sich ja zu helfen. Nach dem Reifenwechsel ging die Fahrt dann weiter. „Der fährt ja nur 75“, ruft Marco Koch seinem Vater zu: „Und dann auf der Autobahn!“ Wilfried Koch sitzt aufrecht auf dem Beifahrersitz, blickt nach vorne auf die Straße. Der Sohn steuert den Löschwagen direkt vor die Tür des Hotels „Stadt Hamburg“. Was für eine Ehrenfahrt für Wilfried Koch und Günter Sellmer!

Von außen soll das alte Löschfahrzeug jetzt so bleiben wie es ist, erklärt Besitzer Marco Koch. Er überlegt aber, dort, wo jetzt der Tank ist, einen Grill einzubauen. „Und vielleicht fahre ich damit mal nach Wacken“ – oder auf ein anderes Festival. Auf jeden Fall bleibt „Pluto“ in der Familie.


Quelle: Kieler Nachrichten